Vollziegel – Eigenschaften, Einsatzbereiche, Vor- und Nachteile
Ziegel werden seit vielen Jahrhunderten für die Errichtung von Gebäuden eingesetzt und zählen auch heute noch zu den meistverkauften Baustoffen für Wände, Schornsteine etc. in Deutschland. Sie sind langlebig und haben gute Dämmeigenschaften gegen Hitze und Kälte. Dieser Artikel beschreibt mit dem Vollziegel eine bestimmte Ziegelart mit ihren spezifischen Eigenschaften.
Definition Vollziegel
Ziegel gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Von einem Vollziegel spricht man, wenn der Stein zur Gänze oder zu mindestens 85 Prozent aus Ziegelmaterial besteht, also eine Lochung von maximal 15 Prozent aufweist.
Die Herstellung von Vollziegeln
Vollziegel werden entweder aus Lehm oder aus Ton hergestellt. Hierzulande geschieht dies maschinell mit Hilfe von sogenannten Strangpressen. Es gibt aber auch noch Länder, in der Regel Entwicklungsländer, mit einer manuellen Fertigung. Das Rohmaterial wird zerkleinert, gemahlen, befeuchtet und abschließend geformt. Nach dem Trocknen werden die Ziegel bei Temperaturen von 500 bis 1.800 °C gebrannt, worauf die Bezeichnung „Backsteine“ zurückzuführen ist.
Bei der manuellen Herstellung werden die an der Luft getrockneten Ziegel zu Meilern aufgeschichtet und die Zwischenräume mit Kohle befüllt. Die Meiler werden dann abgedeckt und die Kohle entzündet. Der Brennvorgang kann durchaus bis zu 14 Tage dauern. Zum Schluss erfolgt eine Sortierung der fertigen Ziegel nach unterschiedlichen Qualitätsstufen.
Normen für Ziegel
Die unterschiedlichen Ziegelarten, die am Markt erhältlich sind, unterlagen früher der DIN-Norm 105, heute der Europäischen Norm EN 771. In diesen Normen sind die jeweiligen Bezeichnungen, Formate, Festigkeitsklassen, die Rohdichte sowie die Lochung festgelegt. Für Vollziegel gilt die EN 771, Teil 1.
Bei den Formaten spricht man von Normalformat (NF) oder Dünnformat (DF). Die Abmessungen (Länge x Breite x Höhe) betragen wie folgt:
- NF: 240 x 115 x 71 mm
- DF: 240 x 115 x 52 mm
Vorteile von Vollziegeln
Mit Vollziegeln lassen sich tragende und nichttragende Außen- und Innenwände mauern. Sie sind sehr hart und widerstandsfähig, was auch zu ihrer langen Lebensdauer beiträgt. Durch die Verwendung von Ton oder Lehm sind Vollziegel reine Naturprodukte. Sie enthalten weder Schwermetalle, noch geben sie Feinstaub ab. Zudem sorgen sie für ein angenehmes Raumklima und bieten einen ausgezeichneten Brandschutz. Durch den geringen Diffusionswiderstand nehmen sie – etwa im Gegensatz zu Klinkern – Feuchtigkeit auf, geben diese aber auch schnell wieder ab. Moderne Vollziegel überzeugen darüber hinaus durch eine gute Schalldämmung.
Nachteile von Vollziegeln
Nachteilig wirkt sich aus, dass die Verwendung von Vollziegeln in Standardformaten eine längere Bauzeit erfordert als andere Steine in größeren Formaten oder als Beton. Da sie sich auch nur schlecht sägen lassen, ist die Verarbeitung mit mehr Aufwand verbunden. Bei der Wärmedämmung sind Abstriche zu machen. Deshalb müssen Außenwände mit einer zusätzlichen Dämmschicht ausgestattet werden, um die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) einzuhalten.